Über Tandem-Windsurfen

Lesen Sie einen Bericht von Fabian Grundmann (Deutscher Meister Raceboard), in dem er beschreibt, wie er das Tandemsurfen zusammen mit Philipp Oesterle, einem weiteren vormals Deutschen Raceboard-Meister erlebt hat (Sept. 2017). Hier der Link: http://windsurfers.de/special/exkursion-alpines-tandem-surfen_a-8671.html

Tandemsurfen macht einfach riesig Spass. Das sagt jeder, der es einmal versucht hat. Es ist zudem einfacher als es aussieht und optisch ist es spektakulär, ein echter "Hingucker". Wo auch immer Tandems auf dem Wasser ihre Bahn ziehen, bleiben die Spaziergänger stehen um zuzuschauen. Auf den ersten Blick ist jedem klar, dass sich dort auf dem Wasser etwas nicht alltägliches abspielt.

Tandemsurfen ist definitv leichter zu lernen als Monoboard-Surfen. Das Board ist groß und kippstabil. Es verzeiht viele Fehler. Es ist das ideale Schulungsboard, da sich der Lehrer zusammen mit seinem schüler auf das Brett stellen kann um alle Fehler im Keim zu ersticken. Das ist viel effektiver als Zurufe vom Ufer aus an den unsicheren Schüler, der ständig ins Wasser fällt oder mit dem Vermeiden von Stürzen beschäftigt ist.

Tandem-Segeln macht schon bei Leicht- und Mittelwind Spass. Bei Starkwind ist es atemberaubend.

Surfen im Team ist naturgemäss geselliger als das Monoboard-Surfen. Ein Blick in die Regatta-Szene gibt interessante Aufschlüsse, für wen sich das Tandem-Surfen besonders anbietet, weil die beiden Partner nur so die Möglichkeit bekommen, ein gemeinsames Hobby auch als Team auszuüben.

Vor allem für Vereine lohnt sich die Anschaffung eines Tandems. Bei Vereinsausflügen kann man beobachten, dass ein mitgeführtes Tandem ununterbrochen im Einsatz ist.

Es gibt naturgemäß eine Reihe von Konstellationen, die man bei Tandem-teams auf Regattaveranstltungen beobachten kann.

Vater mit Sohn/Tochter: Michael und Nikolas Götzke, Pit und Malte Kumpf, Markus und Sebastian Hoffmann, seit 2011 auch der ehemalige Weltmeister Claus Köhnlein mit Tochter Johamma..

Geschwister: Varina und Kilian Schweppe, Thomas und Markus Michaelis, Dani und Reto Coldebella, Stephan und Ron Vandenberg, Ralph und Jens Brock, die Brüder Bornhäuser, Beb und Derk Thijs

Mitglieder eines Vereines: Anna-Lena Otte mit Philipp Oesterle, Christoph Liese und Toni Stadler, Klaus Hochwarter u. Ulli Krause, Gabi Schlotmann und Adrian Neyers, Ben Klinkhammer und Alex Maucher, Walter Raudaschl und Georg Lechner, Pilipp Pudenz und Claus Köhnlein.

Oder einfach Freunde, die das gemeinsame Hobby pflegen: Bernd Bützow u. Richard Majowski, Dirk Hoezema und Alex Maucher, Gabi Schlotmann mit Leon Delle u. v. m.

Selten sieht man auch einmal Ehepaare auf dem Tandem.

Auffallend ist beim Tandem-Windsurfen, dass das Alter offenbar eine untergeornete Rolle spielt. Unter den drei besten Teams der EM 2017 waren die jüngsten um die zwanzig Jahre alt, der älteste 68. Ganz ähnlich war im gleichen Jahr die Altersverteilung bei der traditionellen Tandemregatta auf dem Silser See im Engadin. Praktisch jeder halbwegs geübte Surfer findet sofort Spass am Tandemsurfen, wenn er hierzu einmal Gelegenheit bekommt. Das Geschwindigkeitsgefühl ist dabei ein ganz besonderes.


Ein Tandem ist ein einmaliges Segelgerät. Der Segelsport kennt nichts exakt vergleichbares. Zwei Surfer halten unabhängig von einander jeder sein eigenes frei bewegliches Rigg. Durch gezielte sinnvolle Zusammenarbeit beider Riggs resultiert bei gutem Trimm ein hoch effektives vielseitiges schnelles Gerät. Bewegungen eines der beiden Segel wirken sich sofort auf den Gesamt-Trimm aus. Daraus ergibt sich vom Start weg ein sehr dynamisches Spiel der Kräfte, das nie langweilig wird. Da man die gleichen Riggs verwendet wie auf dem Monoboard, benötigt man als Ausrüstung nur ein Tandem-Board, nichts weiter.

Natürlich ist es eine völlig andere Sache, ob man mit dem Monoboard alleine über das Wasser zieht und sich mit anderen allenfalls hier und da mal durch Zuruf austauschen kann oder ob man das in ständiger Kommunkations-Möglichkeit in einem Team und einem gemeinsamen Ziel tut. Alles, was man im Team tut, sei es im Tennis-Doppel, im Zweier-Kajak, beim Beach-Volleyball oder eben beim Tandemsurfen erfordert gutes Verständnis der beiden Partner. Das trifft sowohl für das Regattasurfen als auch für das vergnügliche Rumdüsen ohne Wettbewerb zu. Nicht jeder kommt mit jedem klar. Aber auch das ist ja eine spannende Facette des Tandemsurfens, die beim Monoboard völlig wegfällt.

Das Tandemsurfen versteht sich nicht als Alternative zum Monoboard-Surfen sondern als eine Ergänzung. Man könnte es mit dem Doppelspielen beim Tennis vergleichen. In den 70er und 80er Jahren wurden deshalb die internationalen Tandem-Meisterschaften zeitlich an die Monoboard-Meisterschaft angekoppelt. Die Top-Monosurfer fuhren früher regelmässig auch in den Tandem-Rennen mit. Schon immer war anerkannt, dass die Stimmung bei den Tandem-Rennen lockerer war. Der Grund liegt auf der Hand. Sowohl Glücksgefühle als auch Niederlagen werden gemeinsam verarbeitet. Man ist nie alleine mit seinen Problemen und mit seinen kleinen Triumpfen. Und das ist bis ins Detail schön.

Auf einem Tandem kann man sehr gut schulen. Für eine Surfschule ist ein solcher Privatunterricht heute eher nicht mehr realisierbar, für Freunde oder Familienmitglieder aber umso mehr. Es liegt auf der Hand, dass man auf dem Tandem auch den Nachwuchs wunderbar an der Regatta-Sport heranführen kann.

Derzeit sind Tandems noch rar. Das wird sich ab 2018 hoffentlich schrittweise ändern, wenn die neuen teilbaren handlichen TD 580 von Lechner produziert werden. In vielen Vereinen liegen aber auch heute noch einzelne ältere Tandems bereit. Es lohnt sich, einmal nachzufragen und es einfach mal zu probieren.